- Forscher*in: Halvard Schommartz
- Institution: Freie Universität Berlin/Berliner Hochschule für Technik
- Betreuer*in(nen): Prof. Dr. Jan Lazardzig/Prof. Dr.-Ing. Bri Newesely
Das Dissertationsprojekt untersucht in wissensgeschichtlicher Perspektive den rationalisierten Theaterbetrieb der Weimarer Republik und macht ihn als eine diskrete agency des entstehenden öffentlichen Theaters nach der Abwicklung des Hoftheatersystems aus. Von bisherigen Theatergeschichten weitgehend unbeachtet, entwickelt sich vor dem Hintergrund der fortschreitenden Ökonomisierung des Theaters, dem zeitgenössischen Rationalisierungsdiskurs und der gesellschaftlichen Autorität der Ingenieursfigur eine Bühnentechnik, deren Erkenntnisinteresse und Praxis auf den rationalen Betrieb des Theaters zielt. Ausgehend vom Bühnentechniker Friedrich Kranich jr. (Hoftheater Schwerin, Städtische Bühnen Hannover, Festspielhaus Bayreuth) und dessen zum Standardwerk avancierten Publikation „Bühnentechnik der Gegenwart“ (1929, 1933) kann gezeigt werden, wie die betriebliche Praxis kulturchauvinistisch legitimiert und der gemeinnützige Betrieb des Theaters als Dienst an einem deutschen „Kulturwillen“ verstanden wurde. Orientiert am Primat der Rationalität wurde unter Ausschluss der antisemitisch diffamierten Geschäftstheater diskursiv (theaterbetriebswissenschaftliches Schriftwesen), praktisch (Betriebsorganisation) und materiell (Erweiterung und Umbau der gründerzeitlichen Theaterbausubstanz) ein öffentlicher Theaterbetrieb standardisiert, der bis heute die deutsche Theaterlandschaft prägt.
Halvard Schommartz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-geförderten Verbundprojekt „Theaterbauwissen. Epistemische Kontinuitäten und Brüche im Spiegel der Theaterbausammlung der Technischen Universität Berlin“. Die kooperative Promotion wird an der Freien Universität Berlin und der Berliner Hochschule für Technik durchgeführt.