Politisches Theater und Straßenpolitik um 1968 (Arbeitstitel)

  • Forscher*in: Judith Henrike Pieper
  • Institution: Sonderforschungsbereich 1512, Intervenierende Künste (FU Berlin)
  • Betreuer*in(nen): Prof. Dr. Matthias Warstat

Das Projekt analysiert, an welchen Punkten zwischen künstlerischer Theaterpraxis und performativen Protestkulturen der politischen Bewegung nicht nur von einem Nebeneinander, sondern auch von wechselseitiger Intervention die Rede sein kann. Die auf der Straße sich entfalteten Protestformen in Frankreich, Deutschland und den USA waren von künstlerischen Avantgardebewegungen beeinflusst. Spannungen zwischen Kunstpraxis und Straßenprotesten konnten auch erwachsen, weil sich in Deutschland z.B. Botho Strauß und Peter Handke offen gegen ein aktivistisches, nicht-professionelles Straßentheater wendeten, dessen Interventionen ihnen ästhetisch schwach und deshalb auch politisch wirkungslos erschienen. Die Dissertation geht einem Krisenbewusstsein in Selbstzeugnissen und Korrespondenzen von Praktiker:innen aktivistischen Theaters nach. Am Berliner Beispiel wird analysiert, wie Straßenproteste und politische Aktionen in den performativen Künsten reflektiert und wie umgekehrt theatrale Darstellungsformen im Demonstrationsgeschehen wirksam wurden. Bewährte Verfahren der theaterhistoriographischen Quellenanalyse werden mit Methoden einer historisch ausgerichteten Protestforschung kombiniert.

Judith Henrike Pieper ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich (SFB) 1512 „Intervenierende Künste“ an der Freien Universität Berlin. Publikationen: „L´or et la jalousie“, „Love is a bourgeois construct“, „Next destination? Reparations!“ und „Willkommen in der osmonischen Gemeinschaft“ (alle in Hulfeld, Stefan/Wingert, Fabian: Festwochen-Campus vom 28. Mai bis zum 03. Juni 2017. Eine Dokumentation. Wien 2017), „Retraumatisierungen bei unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten“ auf dem Blog GeistesSchaffen/MindWork, April 2016.