Im Doc-Netzwerk diskutieren Doktorand*innen ihre theaterhistoriografischen Projekte. Sie erhalten Raum für inhaltlichen Austausch und Vernetzung. Die Treffen des Netzwerks werden gefördert von der Gesellschaft für Theatergeschichte e.V.
Untenstehend gelistet sind Dissertationsprojekte zum Stand ihrer Diskussion in der Arbeitsgruppe.
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Szenen bürgerlicher Festkultur. Frankfurt a.M. zwischen Nostalgie und Zukunftslust um 1900
- Forscher*in: Christina Vollmert
- Institution: Universität zu Köln / Theaterwissenschaftliche Sammlung Universität zu Köln
- Betreuer*in(nen): Prof. Dr. Peter W. Marx, Prof. Dr. Stefan Hulfeld
Ausgehend von bislang unerforschten Archivmaterialien aus der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln zur Frankfurter Festkultur geht das Promotionsprojekt der Frage nach, inwiefern sich theatrale und performative Praktiken am Ende des 19. Jahrhunderts an der Formatierung neuer Wahrnehmungsformen und an der Akzeptanz neuer Technologien und Medien beteiligen. Dabei ist zum einen die zeitliche Fokussierung bedeutend – das Ende des 19. Jahrhunderts als eine Zeit des Aufbruchs in die Moderne und als Phase sozialer und kultureller Umbrüche – als auch die (oftmals marginalisierte) Stadt Frankfurt am Main in ihrer Bedeutung als großstädtischer ‚Erfahrungsort‘ der Moderne. Insbesondere die Wechselwirkungen zwischen medienkulturgeschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind dabei entscheidend, um die Frankfurter Festkultur in ihrer kommunikativen Charakteristik und als Ort gesellschaftlicher Bedeutungskonstruktion zu erfassen. In drei Fallstudien wird das Material aus einer theaterwissenschaftlichen Perspektive analysiert: (1) Altstädtische Feste – Inszenierung historischer Wurzeln, (2) Schützen-, Turner- und Sängerfeste: Kollektiv(e) Körper, (3) Industrie- und Technikausstellungen – Technik als Spektakel.
Christina Vollmert ist Doktorandin am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln, Kollegiatin der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln, am Institut für Kunst- und Kunsttheorie und am Lehrstuhl für Medienpädagogik und Mediendidaktik.
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Enter Oberammergau. Zur Konstituierung und Institutionalisierung des hybriden Raumes Oberammergau seit dem 19. Jahrhundert
- Forscher*in: Dominic Zerhoch
- Institution: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Betreuer*in(nen): JProf. Dr. habil. Julia Stenzel
Unter dem Arbeitstitel „Enter Oberammergau. Zur Konstituierung des hybriden Raumes Oberammergau seit dem 19. Jahrhundert“ widmet sich das Promotionsvorhaben Oberammergau und seinem Passionsspiel aus raumtheoretisch-szenographischer Perspektive und untersucht den „Raum Oberammergau“ in seinem historischen Wandel ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf der Grundlage von quellenanalytischen Studien stehen im Fokus der Forschung sowohl Fragen nach der Evokation des Raumes durch mediale Repräsentation und deren Distribution mit Beginn der Nutzung von technischen Massenmedien, als auch die leibliche Aneignung innerhalb unterschiedlich geprägter medialer Dispositive. In diesem Zusammenhang soll auch die konkrete räumliche Materialität des Dorfes Oberammergau sowie der Bühne als künstlerisch produzierte Räume des Passionsspiels analysiert werden. Auf diese Weise, so möchte die Studie zeigen, wird der Raum Oberammergau stets durch seine Hybridität charakterisiert, die u.a. durch epochale, topologische und historische Überlagerungen erzeugt wird.
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Traditioneller Fortschritt. Die elektrische Moderne im provinziellen Hoftheater
- Forscher*in: Miriam Höller
- Institution: Ludwig-Maximilians-Universität München
- Betreuer*in(nen): Prof. Dr. Ulf Otto
Das Dissertationsvorhaben befasst sich mit der Technisierung und Elektrifizierung des Hoftheaters Stuttgart, also einem höfischen Theater abseits der großen Metropolen, um 1900. Das neue elektrische Licht wird in dieser Zeit mit Bedeutung aufgeladen, wird mit Konzepten von sozialem und kulturellem Fortschritt und bürgerlichem Zukunftsoptimismus verknüpft. Zugleich treten jedoch Zukunftsängste und ein Festhalten am Bestehenden auf. Der Elektrifizierungsprozess des Theaters führt daher zu einer Kontroverse in der Stadtgesellschaft und ist nur im Kontext der Entwicklungen in der Stadt ‒ wie z.B. elektrische Straßenbahnen, Straßenbeleuchtungen, nächtliche Großstadtvergnügungen ‒ nachvollziehbar. Daher spürt die Arbeit besonders der Korrelation zwischen (Hof-)Theater und Stadt nach, um aufzeigen zu können, inwiefern in dieser Umbruchszeit der Modernisierung auch neue Weltbilder, Konzepte und Imaginationen über die Stadt und ihre Gesellschaft entstehen, die sich u.a. über das Theater formulieren. Die Arbeit geht insbesondere der Frage nach, inwiefern das technisierte Theater als Vehikel für die Transformation der Stadt zur modernen Großstadt wahrgenommen wurde.
Miriam Höller ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München. Das Projekt ist Teil des von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsprojektes „Energien des Spektakels. Zur Theatralität der Elektrizität und der Elektrifizierung des Theaters, 1870-1930“.
Weitere Informationen und Kontaktdaten hier
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Theaterausstellungen, Ausstellungsmedien und Geisteswissenschaften um 1900
- Forscher*in: Lotte Schüßler
- Institution: Humboldt-Universität zu Berlin
- Betreuer*in(nen): Prof. Dr. Viktoria Tkaczyk, Prof. Dr. Matthias Warstat
Das Dissertationsprojekt widmet sich drei großen Theaterausstellungen: die Internationale Ausstellung für Musik- und Theaterwesen Wien 1892, die Deutsche Theaterausstellung Berlin 1910 und die Deutsche Theater-Ausstellung Magdeburg 1927. Diese Ausstellungen präsentierten einem breiten wie einem fachlichen Publikum zeitgenössische Theaterkunst, Theatergeschichte, Theaterindustrie und ‑gewerbe sowie die Beziehungen des Theaters mit anderen Künsten und Medien. Anhand der drei interdisziplinären Ausstellungen zeigt das Projekt, wie sich im deutschsprachigen Raum um 1900 eine Geschichte der Geisteswissenschaften aufspannte, die über rein universitäre Entwicklungen und akademische Praktiken hinausging. Disziplinen wie die Theaterwissenschaft, die Musik- und Filmwissenschaft wurden institutionalisiert und methodisch spezialisiert – genauso aber durch eine populär-wissenschaftliche Ausstellungskultur konzeptualisiert, propagiert und popularisiert. Neben personellen und institutionellen Verknüpfungen zwischen den Ausstellungen und geisteswissenschaftlichen Disziplinen fokussiert das Projekt insbesondere visuelle und klangliche Medien (Displays, Kataloge, illustrierte Bücher, Lehrfilme, Phonographen), die die Theaterausstellungen mit sich brachten.
Lotte Schüßler ist Doktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin und Visiting Predoctoral Fellow in der Forschungsgruppe „Epistemes of Modern Acoustics“ am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Weitere Informationen siehe hier.
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„Spiel- und Spiegelform des Lebens“: Theatralität und jüdische Erfahrung in der Wiener Moderne
- Forscher*in: Theresa Eisele
- Institution: Universität Wien
- Betreuer*in(nen): Prof. Dr. Stefan Hulfeld
Die theatrale Dimension jüdischer Erfahrung in der Moderne ist Ausgangspunkt des Dissertationsprojekts, das Jüdische Geschichte und Theatergeschichte des Wiener Fin de Siècle verbindend befragt. Es verfolgt dabei anhand von historiographischen Materialstudien die Aushandlung von jüdischer Zugehörigkeit im Zusammenhang mit der Marginalisierung und Legitimation bestimmter Theatertraditionen. Diese theater- und kulturhistorischen Verdrängungs- und Aufwertungsprozesse werden im Gefüge in ihren räumlichen und zeitlichen Dimensionen versteh- und erzählbar; sie werfen darüber hinaus Fragen nach Menschen- und Gesellschaftsvorstellungen der Moderne – ausgehandelt auf den Theater- und Lebensbühnen Wiens – auf.